Donnerstag, 22. März 2012

Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) zum Thema Burnout

07.03.2012
Burnout und Depression sind nicht das Gleiche
Nicht jede psychische Krise ist auch ein Burnout. Nicht jeder Burnout hängt mit dem Arbeitsplatz zusammen. Und das Gesundheitssystem allein kann dem Phänomen Burnout nicht entgegenwirken:
Mediziner warnen vor dem unkritischen Benutzen des Begriffs Burnout. Um die Burnout-Diskussion zu versachlichen, haben sie ein Positionspapier vorgelegt.
Die Autoren des Papiers begrüßen die breite öffentliche Diskussion um den Burnout:
Das gesellschaftliche Stigma, das auf psychischen Erkrankungen liege, werde dadurch reduziert. Gleichzeitig erkennen sie aber "erhebliche Verwirrrungen und potenzielle Fehlentwicklungen" in der öffentlichen Diskussion. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) will mit dem Positionspapier zum Thema Burnout auch "Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten" im Umgang mit dem Burnout-Phänomen klären.
Die DGPPN macht deutlich:
Ein Burnout ist keine medizinische Diagnose nach dem internationalen Klassifikationssystem. Ein falsches Signal sehen die Autoren darin, dass in der Öffentlichkeit der Begriff Burnout "mit einer Erkrankung der Leistungsträger" gleichgesetzt und der Begriff Depression mit einer Erkrankung der Schwachen verknüpft werde. Diese Bewertung treffe nicht zu und bringe die Gefahr einer neuen Stigmatisierung depressiv erkrankter Menschen mit sich. Zudem drohe eine gefährliche Unter- und Fehlversorgung der Betroffenen, wenn das Krankheitsbild Depression mit Burnout gleichgestellt wird.
Ein breites Spektrum von Erkrankungen könne Burnout-ähnliche Beschwerden hervorrufen. In diesen Fällen verursache dann nicht die Arbeitsbelastung das Erleben eines Burnouts.
Die DGPPN fordert Forschung rund um das Thema psychische Krankheit und Arbeitsplatz. Denn in Deutschland bezögen erst wenige Betriebe die psychischen Stressoren in die Gefährdungsbeurteilung mit ein. Zwar bestehe eine EU-Sozialpartner-Vereinbarung über psychosozialen Stress am Arbeitsplatz, doch gebe es hierzulande keine entsprechende Gesetzgebung. Psychosoziale Risiken in der Arbeitswelt sollten nach Meinung der DGPPN höher eingeschätzt werden.
Nach den vorläufigen Erkenntnissen lautet ein Fazit der Fachgesellschaft:

"Die Burnout-Prävention ist nicht primär Aufgabe des medizinischen Versorgungssystems, sondern der Sozialpartner, Politiker, Krankenkassen und Betriebsärzte".


Auch sei jeder einzelne Arbeitnehmer gefordert, 
seinen Stressoren und Belastungen entgegenzuwirken.
Das Positionspapier "Burnout" finden Sie zum Download auf den Seiten der DGPPN.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Beate Henes-Karnahl.





I ANLASS FÜR DAS POSITIONSPAPIER


Seit mehreren Monaten wird das Thema Burnout intensiv und mit hoher
Dynamik in der Öffentlichkeit diskutiert. Es wurde als Titelthema in vielen
Zeitschriften aufgegriffen und in öffentlichen Diskussionsrunden
thematisiert. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie
und Nervenheilkunde (DGPPN) begrüßt diese Entwicklung nachdrücklich,
da mit ihr das noch immer auf psychischen Erkrankungen liegende
gesellschaftliche Stigma reduziert wird. Ermutigt durch Prominente, wie
z.B. Miriam Meckel, Ralf Rangnick oder Tim Mälzer, die öffentlich über ihre
psychischen Krisen berichten, fällt es Betroffenen erkennbar leichter, ohne
Scham über ihre eigenen psychischen Probleme und Erkrankungen zu
reden.


Die DGPPN sieht jedoch gleichzeitig in der jetzigen Burnout-Diskussion
erhebliche Verwirrungen und potenzielle Fehlentwicklungen. Die
Spannweite der Diskussion reicht von der völligen Negierung der Relevanz
des Burnouts als psychische Erkrankung bis hin zur Warnung vor einer
tickenden, bisher übersehenen Zeitbombe. So bedürfen nicht zuletzt
folgende weitverbreitete Sichtweisen einer fachlichen Kommentierung:


Gleichstellung von Burnout mit jeglicher Form einer psychischen
Krise und Erkrankung im zeitlichen Zusammenhang mit einer
Arbeitsbelastung
Damit bleibt das international geltende Klassifikationssystem
Psychischer Erkrankungen (ICD-10, F-Gruppe) der
Weltgesundheitsorganisation unbeachtet, dass eine solche
undifferenzierte Betrachtungsweise nicht zulässt.


Gebrauch des Begriffs Burnout ersatzweise für Depressionen von
arbeitenden Menschen
Bei der Berichterstattung in den Medien wird zum Teil eine Krankheits-
Definition gefördert, die den Begriff Burnout mit einer Erkrankung der
Leistungsträger und der „Starken“ gleichsetzt, den Begriff Depression
dagegen mit einer Erkrankung der (anlagebedingt) „Schwachen“
verknüpft. Diese Bewertung trifft nicht zu und bringt zudem die Gefahr
einer neuen Stigmatisierung depressiv erkrankter Menschen mit sich.



Burnout als primäres Problem des Gesundheitssystems
Vom Gesundheitssystem wird erwartet, Burnout-Beschwerden und seine
gesamtgesellschaftlichen Folgen, wie den Anstieg durch psychische Störungen bedingter
Krankschreibungen und Frühberentungen, vorzubeugen und zu beheben. Diesbezüglich sehen
wir jedoch primär Sozialpartner und Politik in der Pflicht, der postulierten Überforderung einer
steigenden Zahl von Berufstätigen mit negativen Konsequenzen für ihre psychische Gesundheit
entgegenzuwirken.


Die DGPPN möchte mit diesem Positionspapier zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen
und helfen, bestehende Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten zu klären. Diese beziehen sich auf
den Umgang mit dem Burnout-Phänomen im Gesundheitssystem, der Arbeitswelt und der
Gesellschaft.


Im Folgenden wird auf dem Boden bisheriger empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse eine
differenzierte Definition von Burnout-Zuständen, darauf aufbauende Angaben zu Häufigkeit und
Risiken sowie Vorschläge zu Prävention, Therapie und Rehabilitation dargestellt.




II DEFINITION VON BURNOUT-ZUSTÄNDEN  .................. LESEN SIE NOCH (Click)




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Deutsch: 
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