Mittwoch, 1. Mai 2013

Arbeit macht Millionen Menschen todkrank

DIE WELT
Von Stefan von Borstel


Mehr als zwei Millionen Menschen weltweit kommen jedes Jahr wegen ihrer Arbeit ums Leben. Sie sterben durch Unfälle, an Staublunge oder Krebs durch Asbest. Zunehmend macht Arbeit auch die Seele krank.
Foto: picture-alliance / dpa
Auf diesem Foto aus dem Jahr 2003
schützt sich ein Hongkonger Börsenhändler vor der Lungenkrankheit Sars. 
Die wahren Gefahren lauern woanders. Staub oder Stress machen Menschen im Job krank

Mehr als zwei Millionen Menschen auf der Welt sterben nach Erhebungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) jedes Jahr infolge von Erkrankungen am Arbeitsplatz. Dazu kommen 321.000 Arbeitsunfälle mit Todesfolge, meldet die ILO anlässlich des "Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz" am heutigen Sonntag.

Durch Arbeitszeitausfälle und Belastungen für das Versicherungssystem entstehen daraus Kosten von vier Prozent des Weltsozialprodukts, rechnet die ILO vor. Allein in der Europäischen Union dürften sich die Kosten auf mindestens 145 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.

ILO-Generaldirektor Guy Ryder forderte mehr Prävention, um Berufskrankheiten vorzubeugen. Dies sei effektiver und billiger als teure Behandlungs- und Rehabilitationsmaßnahmen.

Großrisiko Staub

Eine besonders verbreitete Ursache von Berufskrankheiten ist nach Angaben der ILO Staub. In China machen Staublungen 80 Prozent aller Berufskrankheiten aus. In Indien sind nach Schätzungen der ILO rund zehn Millionen Arbeiter in Steinbrüchen, der Bauindustrie und im Bergbau einer gefährlichen Staubbelastung ausgesetzt.

In Industrieländern sind vor allem Erkrankungen des Bewegungsapparates weit verbreitet. Probleme wie Rückenschmerzen oder Sehnenscheidenentzündung machen in der EU fast 60 Prozent aller Fälle aus. Doch auch in Europa gehören nach wie vor auch Staublunge und Asbestose zu den besonders häufig anerkannten Fällen von Berufskrankheiten.

Wachsende Aufmerksamkeit erführen auch stressbedingte Erkrankungen, berichtete die ILO. 2010 hat die Arbeitsorganisation erstmals psychische Störungen in ihre Liste der Berufskrankheiten aufgenommen.

Krise führt zu Stress

Die Unternehmen seien zunehmend mit Aggressivität, sexueller Belästigung, Mobbing, Drohungen und anderen Formen der Gewalt am Arbeitsplatz konfrontiert, heißt es in dem aktuellen ILO-Bericht. "Arbeitnehmer könnten zu Alkohol und Drogen greifen, um dem Arbeitsstress zu begegnen", warnt die Arbeitsorganisation.

Auch Wirtschaftskrise und Rezession trügen zum gesundheitsschädlichen Stress bei, der bis zu Depression und Selbstmord führen könne. In vielen Ländern lägen nur Angaben über Arbeitsunfälle vor, klagt die ILO. Beschäftigte im ländlichen Raum und Schwarzarbeiter in der Schattenwirtschaft, die meist hohen Risiken ausgesetzt seien, würden von den bestehenden Systemen meist gar nicht erfasst.

In Deutschland sank die Zahl der Arbeitsunfälle 2012 nach Angaben der Gesetzlichen Unfallversicherung um zwei Prozent auf 899.172. In den 60er-Jahren ereigneten sich noch jedes Jahr mehr als zwei Millionen Arbeitsunfälle. Als meldepflichtig gelten dabei alle Unglücke, die zur Folge haben, dass ein Arbeitnehmer mindestens drei Tage arbeitsunfähig ist.

Mehr als eine Million in Deutschland

Die Zahl der Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang ging ebenfalls leicht zurück: 2012 verunglückten 495 Menschen tödlich, drei weniger als 2011. In den Zahlen sind die Daten der landwirtschaftlichen Sozialversicherung nicht enthalten.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund beziffert die Zahl der Arbeitsunfälle (mit landwirtschaftlicher Sozialversicherung) im Jahr 2011 auf 1.007.864. Das waren weniger Unfälle als im Vorjahr - trotz steigender Erwerbstätigenzahl. 664 Unfälle endeten tödlich, davon 520 im Betrieb und 144 im Straßenverkehr.

Nur im Krisenjahr 2009, als die Wirtschaft stark schrumpfte und weniger gearbeitet wurde, lag die Zahl der Arbeitsunfälle unter der Millionen-Marke. Die Arbeitsunfallquote je 1000 Versicherte ging 2011 von 27,4 auf 26,0 zurück. Deutlich gefährlicher ist die Arbeit am Bau mit einer Quote von 70 und in der Landwirtschaft mit 73.

Unter den Berufskrankheiten stehen Hauterkrankungen mit mehr als 25.000 Verdachtsanzeigen an erster Stelle, gefolgt von Lärmschwerhörigkeit mit rund 12.000 Anzeigen. Diese Fälle führen jedoch nur in wenigen Fällen zur Verrentung.

Halbe Milliarde Euro pro Jahr

Besondere Bedeutung haben in Deutschland nach wie vor die asbestbedingten Erkrankungen Asbestose, Asbestose mit Lungenkrebs und Rippen-/Bauchfellkrebs. Zwischen 1980 und 2011 haben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen fast 70.000 asbestbedingte Berufskrankheiten anerkannt. 31.093 Versicherte starben in diesem Zeitraum an ihrer Erkrankung.

Derzeit gibt die gesetzliche Unfallversicherung jährlich rund eine halbe Milliarde Euro für Leistungen im Zusammenhang mit diesen Erkrankungen aus, unter anderem für Rehabilitation und Heilbehandlung, Renten und Hinterbliebenenrenten. Asbest ist seit Anfang der 90er-Jahre in Deutschland verboten, doch die Krankheiten brechen erst Jahrzehnte nach dem Kontakt mit dem Stoff aus.

Kein Burn-out-Boom festgestellt

Die ILO rechnet in Westeuropa bis zum Jahr 2029 mit bis zu 500.000 Asbest-Toten. Die Organisation schätzt, dass trotz des Verbots von Asbest in mehr als 50 Staaten weltweit immer noch zwei Millionen Tonnen davon im Jahr in Entwicklungsländern produziert werden.

Eine Zunahme von psychisch belastenden Arbeitsbedingungen kann die BAuA, die regelmäßig Erwerbstätige befragt, trotz der intensiven öffentlichen Diskussion über Burn-out nicht feststellen. Psychische Belastungen außerhalb der Arbeitswelt waren allerdings nicht Gegenstand der Befragung, räumt die Behörde ein.

Sie verweist zugleich auf die Zunahme von Schicht-, Abend- und Nacharbeit. Dies könne bei psychischen Belastungen eine Rolle spielen. Die Krankheitstage durch psychische Erkrankungen haben sich in den letzten 15 Jahren in Deutschland fast verdoppelt. Jeder dritte Frührentner scheidet wegen einer psychischen Erkrankung aus dem Arbeitsleben.

Artikel Link: DIE WELT

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